Afrikanische Staatschefs beschliessen Plan für bessere chirurgische Versorgung der Bevölkerung

Dakar (Senegal) / Lausanne (Schweiz), 1. Juni 2022 – Am 30. Mai unterzeichneten afrikanische Staatspräsidenten die «Dakar Declaration», einen Fahrplan zur Beschleunigung des Zugangs zu chirurgischer, geburtshilflicher und anästhesiologischer Versorgung bis ins Jahr 2030. Sie trafen sich an Bord des neuen Spitalschiffs von Mercy Ships, einer 1978 in der Schweiz gegründeten internationalen humanitären Organisation. Schätzungen zufolge haben heute 93% der afrikanischen Bevölkerung südlich der Sahara noch immer keinen Zugang zu sicheren chirurgischen Eingriffen.

Anlässlich der Feierlichkeiten zum 30-jährigen Engagement von Mercy Ships auf dem afrikanischen Kontinent weihte Senegals Präsident, Macky Sall, am Montag, 30 Mai das neue und zugleich grösste zivile Spitalschiff der Welt, die «Global Mercy», ein. Gleichzeitig kündigte er an, den Zugang zu chirurgischer, geburtshilflicher und anästhesiologischer Versorgung in Afrika zu beschleunigen. Dies vor dem Hintergrund der in den letzten Monaten entwickelten Strategie zur Stärkung der chirurgischen Versorgung auf dem gesamten Kontinent.

Der senegalesische Präsident und Vorsitzende der Afrikanischen Union begrüsste die anwesenden Staatspräsidenten mit den Worten:

"Wir verabschieden die Erklärung von Dakar. Sie ist das Ergebnis einer umfangreichen Arbeit unserer Minister und Experten zum Thema Zugang zu chirurgischer, geburtshilflicher und anästhesiologischer Versorgung. Ich verpflichte mich in meiner Eigenschaft als amtierender Präsident der Afrikanischen Union, diese Erklärung von Dakar auf die Konferenz der afrikanischen Staats- und Regierungschefs zu bringen."

Bisher umfangreichste Bewertung der afrikanischen Gesundheitssysteme

Die Erklärung von Dakar ist eine historische Vereinbarung, die auf die Grundsatzdiskussionen am internationalen Symposium folgt, das vom 4. bis 6. Mai 2022 im Senegal stattfand. Experten und Gesundheitsminister aus 29 afrikanischen Ländern kamen dort zusammen, um ihr Engagement für einen besseren Zugang zu chirurgischer, geburtshilflicher und anästhesiologischer Versorgung zu bekunden. Sie teilten ihr Wissen über die Situation der chirurgischen Versorgung in ihren jeweiligen Ländern und sprachen mit grosser Offenheit über die Lücken und Herausforderungen ihrer nationalen Pläne für Chirurgie, Geburtshilfe und Anästhesie.

Zuvor war von jedem Land eine grundlegende Bewertung vorgenommen und von einem wissenschaftlichen Ausschuss diskutiert worden. Zum ersten Mal in Afrika wurde eine derart umfangreiche Erhebung in allen 47 Nationen der WHO-Region Afrika durchgeführt. Die Erhebung liefert wesentliche Informationen über die afrikanischen Gesundheitssysteme aus der Sicht der Bezirkskrankenhäuser, insbesondere im Bereich der Chirurgie. Die Weltgesundheitsorganisation WHO wird die Ergebnisse der Umfrage nutzen, um die laufende Situationsanalyse der klinischen und stationären Dienste zu vervollständigen und regionale Strategien zu deren Stärkung zu entwickeln.

Das Symposium mündete in die nun vorliegende Initiative, die einen klaren Weg zu einem sichereren und umfassenderen Zugang zu chirurgischer Versorgung in Afrika bis 2030 aufzeigen soll. Basierend auf dem Vorbericht der Mitglieder des wissenschaftlichen Ausschusses enthält sie auch einen Fahrplan für verstärkte Investitionen in die Verbesserung der chirurgischen, geburtshilflichen, anästhesiologischen und pflegerischen Versorgung im Einklang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Dieser Entwurf der Erklärung von Dakar wurde mit der Unterstützung von Mercy Ships ausgearbeitet, von den Gesundheitsministern abgesegnet und am 30. Mai von den anwesenden afrikanischen Staatspräsidenten verabschiedet.

Zugang zu chirurgischer Versorgung – eine unbekannte Herausforderung

Zwei Drittel der Weltbevölkerung, rund 5 Milliarden Menschen, haben keinen ausreichenden Zugang zu sicheren, erschwinglichen und zeitnahen chirurgischen Eingriffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die von der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet durchgeführt wurde. Die Studie, Global Surgery 2030, zeigt, dass in Westafrika und den Ländern südlich der Sahara 93% der Menschen keine chirurgische Versorgung haben. Im Durchschnitt gibt es dort zwei Ärzte pro 10’000 Einwohner, während es in Europa 32 sind, so die Weltgesundheitsorganisation. Die Lebenserwartung beträgt dort nur 52 Jahre, während sie in Europa bei 74 Jahren liegt.

Mercy Ships – Partner der afrikanischen Nationen

Der Präsident der Union der Komoren, Azali Assoumani, erklärte:

"Mein Land unterstützt voll und ganz die Vision, gemeinsam den Zugang zu chirurgischer Versorgung zu verbessern. Die Zeit ist reif für Taten. Die Zahlen und Fakten müssen uns aufrütteln. Alle Staaten müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und deutlich machen, dass die Priorität im sozialen Bereich, in der Gesundheit und in der Bildung liegt. Auf afrikanischer Ebene werden wir dafür sorgen, dass die Gesundheit eine Priorität ist. Ich zolle dem Senegal sowie den Mitgliedern von Mercy Ships Respekt für ihr Engagement bei dieser Mission."

Die Staatschefs versammelten sich an Bord des neuen Schiffes von Mercy Ships. Die Global Mercy ist 174 Meter lang, 28,6 Meter breit und kann 200 Patienten gleichzeitig aufnehmen. Sie verfügt über sechs Operationssäle, ein Labor, allgemeine ambulante Kliniken, eine Zahnklinik und eine Augenklinik. Die Decks des Krankenhauses umfassen eine Gesamtfläche von 7’000 Quadratmetern und beherbergen auch modernste Ausbildungseinrichtungen.

Die Global Mercy, die vollständig durch zweckgebundene private und institutionelle Spenden sowie Vermächtnisse aus aller Welt finanziert wurde, soll in den nächsten 50 Jahren chirurgische Patienten aufnehmen. Tausende von Leben werden sich verändern. Wenn das Schiff voll in Betrieb ist und am Kai liegt, wird es bis zu 950 Personen beherbergen können, darunter Besatzungsmitglieder und Freiwillige aus der ganzen Welt. Das Schiff wird aber auch als Ort der Weiterbildung und des Wissensaustauschs für Gesundheitsfachkräfte aus dem gesamten Kontinent dienen.

Eine Aufzeichnung der Einweihungszeremonie des Schiffes und der Reden mehrerer Staatspräsidenten ist hier verfügbar:

 

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Über Mercy Ships Schweiz

In den letzten 20 Jahren hat sich das globale Gesundheitswesen auf die Behandlung vereinzelter Krankheitsbilder konzentriert. Die chirurgische Versorgung in Schwellen- und Entwicklungsländern hingegen wurde vernachlässigt. Weltweit sterben jährlich 17 Millionen Menschen, weil sie keinen Zugang zu chirurgischen Leistungen haben. 

Die internationale Hilfsorganisation Mercy Ships betreibt Krankenhausschiffe, um Menschen, die kaum Zugang zu sicherer chirurgischer Versorgung haben, kostenlose, erstklassige Gesundheitsdienste zu ermöglichen. Ausserdem stärkt Mercy Ships medizinische Kapazitäten vor Ort, unter anderem mit Fort- und Weiterbildung für ortsansässiges Fachpersonal. 1978 als christliche Organisation in Lausanne (CH) gegründet, war Mercy Ships bisher in mehr als 55 Ländern aktiv und hat sich dabei in den letzten drei Jahrzehnten ganz auf Partnerschaften mit afrikanischen Ländern konzentriert. Jahr für Jahr arbeiten Menschen aus über 60 Ländern ehrenamtlich an Bord der Africa Mercy und der Global Mercy, den beiden grössten zivilen Spitalschiffen der Welt. Fachleute aus Chirurgie, Zahnmedizin, Pflege, Ausbildung, Verpflegung, Seefahrt, Ingenieurwesen und Landwirtschaft setzen ihre Zeit und ihre Fähigkeiten zugunsten ihrer Mitmenschen ein. Mercy Ships hat Büros in weltweit 16 Ländern und ein lokales Büro in Afrika.

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